.. wie du magst mich nicht?
Oft stellen sich Hundebesitzer die Frage, mag mein Hund mich. Kurz gesagt, wenn dein Hund nicht wegrennt und zu dir zurück kommt kann man schon davon ausgehen das er von einem selbst profitiert. Das Wort „mögen“ nehme ich ungern in den Hund. Wir sind Teil eines Rudels, einer Gruppe, einer Familie. Dort kann man sich auch nur tolerieren ohne sich zu mögen. Es gibt auch Hunde, die Ihren Besitzer nur tolerieren aber ätzend finden. Das gibt es sogar sehr häufig. Zu meiner Zeit als Pflegestelle merkte man dies genauestens. So hatte ich immer mal wieder einen Pflegehund bei mir, ein supertolles Tier. Ich habe diesen Hund echt gerne bei mir gehabt.
Als der Besitzer seinen Hund abholen kam gab es folgende Situation. Der Hund stand mit mir draußen vor dem Haus. Er schaute das Auto an. Der Besitzer stieg aus. Der Hund drehte sich postwendend um, rannte zurück ins Haus und verkroch sich in meinem Zimmer. Er hat über die lange Zeit bei mir mich kennengelernt und festgestellt, dass ich anscheinend ein besseres Familienmitglied bin als sein Ex Besitzer. Der Musste hochstapfen den Hund anleinen und rauszerren. Dieser bockte herum zog sich das Halsband aus und rannte wieder rum.
Letztendlich hatte er den Hund wieder eingesammelt und ins Auto verfrachtet. Ich war damals immer traurig als er abgeholt wurde (also der Hund). Zwei Tage war der Hund bei seinem besitzer und er kam wieder zu mir, die Freude war groß. Das ging sehr lange so, bis der Besitzer irgendwann wegzog. Ich sah den Hund nie wieder und noch heute tut es mir weh ihn nicht mehr gesehen zu haben. Allerdings – hier kann man wirklich von ausgehen, dass der Hund einen nicht nur tolelrierte, respektierte sondern auch akzeptierte und das als vollwertiges, hohes Mitglied. Und diese ebene, ist eine der höchsten die man wie ich meine Erreichen kann, mit seinem Hund.
Du bist cool!
Ja, Skali macht Fortschritte. Ja, Skali macht auch manchmal einen Schritt zurück. Ja, Skali hat Probleme. Darunter eines, das etwas länger dauernd wird, bis wir die Thematik vollständig aus dem Weg geräumt haben. Wir arbeiten momentan immer noch am „Team“ sein. Das dauert, es kann drei Monate dauern, es kann ein halbes Jahr dauern, es kann ein Jahr dauern. Bei mir wird es genauso dauern, bis ich unserem Neuling vertraue. Auf Jolly kann ich mich verlassen, er sich auf mich – das wissen wir beide. Aber Skali hatte eine Zeit wo er niemanden hatte. Niemand der Ihm hilft eine Tüte vom Kopf zuziehen, wenn man gierig Müll fraß, niemand der eine Zecke entferne und niemanden zum Massieren der Muskulatur, der Ohren, der Pfoten. Stattdessen hatte er wohl schlechte Erfahrungen gesammelt, bevorzugt mit langen großen Männern.
Ich finde dich zum kotzen
Diese langen großen Männer, die sind es, die Ihn verunsichern. Auf meiner Arbeit gibt es die unterschiedlichsten Kollegen. Frauen findet der kleine Mann überaus interessant, freundlich und nett. Frauen – bei denen fühlt er sich wohl. Da legt sich der kleine auch mal auf den Rücken um den Bauch kraulen zu lassen, bei manchen Männern, wie meinen, auch. Aber diese große, dünnen Männer… es gibt einen auf meiner Arbeit, vor dem hat er Angst. Es ist meine Pflicht, dem Hund die Sicherheit zu geben. Dieser Mann, nennen wir Ihn Hans, ist etwas unbeholfen, staksig und äußerst aufdringlich. Er macht alles falsch in Bezug auf Hunde, das man falsch machen kann. So beugte er sich als Skali im Körbchen lag über Ihn drüber. Stellt euch vor ihr seid ein Zwerg und ein 6meter Riese steht vor euch und beugt sich mit dem Oberkörper zu euch runter. Was würdet Ihr tun? Richtig – fliehen. Das kann Skali aber nicht da er die erste Zeit angeleint ist – er muss sich an die Situation gewöhnen, also an das büro. Die einzige Möglichkeit zu sagen ich möchte das nicht ist zu knurren. Das ist auch sein gutes Recht. Wir können einander Kommunizieren und sagen „Hey, lass das, dass möchte ich nicht“ – aber ein Hund? Er machte den Fehler und streckte die Hand nach Skali aus, im übergebeugten Zustand, Skali wich knurrend davon. Es passierte nichts. Die Tage waren ruhig und Skali lag in seinem Körbchen. Hans kam herein brachte einen Keks, Skali holte sich den Keks, legte sich ins Platz. Hans fing an Skali mit ausgestreckter Hand streicheln zu wollen. Skali wich zurück. Hans rutschte nach und versuchte mit einer hastigen Bewegung und einem ausgestreckten Finger inkl. Arm Skali am Vorderbein zu berühren mit einem quietschigen „Pieks“ – Was würdet Ihr tun? Richtig, Skali konnte nicht zurückweichen und schnappte nach dem Finger. Hans erschreckte sich.
So, was habe ich falsch gemacht? In dem Moment alles. Ich hätte einfach sagen sollen, ey.. er fühlt sich unwohl lass Ihn. Stattdessen schrieb ich an einer E-Mail. Doof. Nicht Skalis Schuld. Nun die Konsequenz ist das Hans Skali nun bis ich sage es ist ok ignorieren muss, das müssen nun alle Kollegen. Und siehe da, Skali knurrt nicht, Skali schläft. Jedesmal wenn einer ins Büro kam hatte der Hund die Angst:“Och scheiße ne, nicht schon wieder einer mit einem Keks der mich antatschen will“. Skali ist gerade in der Alltagsgewöhnung. Wenn euer Straßenhund mit ins Büro darf solltet ihr darauf achten, dass:
- Personen nicht unbeaufsichtigt den Hund anfassen. Im besten Fall fasst Ihn erstmal gar keiner an, außer deine Wenigkeit
- Ein unsicherer Hund möchte nicht immer einen Keks von einem Fremden. Er möchte erstmal langsam jeden kennenlernen. Sonst denkt er „Nicht schon wieder der Typ mit dem Scheiß Keks
- Geht am besten mit dem Hund von seinem Platz. Die Kollegen dürfen Ihn füttern, aber wichtig ist, dass er in Bewegung bleibt. Schmeißt die Kekse ein Stück vom Hund weg, nicht direkt auf den Hund zu. Der Hund wird sich schon den Keks holen.
- Distanz ist immer eine gute Sache um vertrauen langsam aufzubauen. Nur weil der Hund schon mit dir klar kommt, bedeutet das nicht dass er fremde direkt abgöttisch lieben muss. 🙂
- Manche Hunde haben schlechte Erfahrungen mit einem Typ Mensch. Versucht diesen Typus zu unterscheiden. Macht euch ein Bild. Skali kommt auch wunderbar mit einem anderen Kollegen von mir klar, der eine komplett andere Mimik und Gestik an den Tag legt wie Hans.
- Beugt euch nicht über einen unsicheren Hund
- ein unsicherer Hund der knurrt ist kein Böser Hund, er tut nur seinen Unmut kund (…voll der Reim..)
- Bei fremden in der Wohnung Körbchentraining veranlassen, niemand außer DU sollten ins Körbchen fassen
- Vorsicht ist besser als Nachsicht. Ein Biss ist ind er Regel immer eure Schuld. Ihr habt es zugelassen das XY etwas Falsches dem Hund suggeriert hat. Der Hund handelt in dem Moment aus Reflex oder weil er keine andere Möglichkeit sieht (ich spreche vom unsicheren Hund).
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